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Georg Büchner - Gießener Köpfe

Objekt: Georg Büchner-Porträtkopf
Standort: Altes Schloss, Kanzleiberg | Standort in der Karte
Stadtteil/Bezirk: Innenstadt, Brandplatz
Künstler: Karl Henning Seemann, bei Stuttgart
Material: Bronze, patiniert
Entstehung: 2006
Aufstellung: im Auftrag des Kulturamts (Dr. Kaufmann, Dr. Häring)
Eigentümer: Stadt Gießen

Beschreibung: Der Bronzekopf für Georg Büchner wirkt irgendwie unscharf, die Haltung ist leicht verdreht. Die anderen Porträtköpfe sind in der Regel gerade und mittig auf den Steinstelen angebracht. Ein Grund ist, dass der Bildhauer Karl Henning Seemann lediglich eine gezeichnete Skizze als Vorlage hatte. Seine Absicht war auch "das jugendlich-harmlose Bild Büchners mit der revolutionären Empörung über die Zustände und Menschenschicksale" seiner Zeit auszudrücken, wie er sagte. Der Büchner-Kopf gehört zu den ersten Gießener Köpfen, die seit 2006 den Stadtraum bereichern. Das vierköpfige "Denkmal der politischen Innovation" wurde am Kanzleiberg errichtet, an der Seite des Alten Schlosses, das Sitz des städtischen Museums ist.

Der Porträtierte Georg Büchner wurde 1813 in Goddelau bei Darmstadt geboren. Zum Winter 1831 nahm er das Studium der Medizin an der Universität Straßburg auf. Hier entwickelte er politisches Bewusstsein, war in Kontakt mit der "Gesellschaft für Menschenrechte", ein politischer Club der damaligen Zeit. Büchner gründete später vergleichbare Clubs in Darmstadt und Gießen. 1833 wechselte er an die großherzoglich-hessische Universität in Gießen, was verpflichtend war, wenn man eine Anstellung beim Staat haben wollte. Daher studierten auch seine jüngeren Brüder an der Gießener Universität. Er selbst war nur kurze Zeit in Gießen, ein Teil davon war er krank.
Gemeinsam mit Gleichgesinnten verfasste er die Flugschrift "Hessischer Landboten", das Treffen war auf der Badenburg, eine Burgruine an der Lahn nahe Gießen. Es war der Versuch sich gegen die Adelsherrschaft zu organisieren und neue Gesellschaftsentwürfe zu entwickeln. Die Bewegung wurde verraten und zerschlagen, die Mitglieder verhaftet, Friedrich Ludwig Weidig starb an den Folgen der "Verhöre" im Gefängnis. Nur Büchner gelang die Flucht. Er ging zunächst nach Straßburg, im Oktober 1836 nach Zürich. Für seine medizinische Dissertation erhielt er dort den Doktortitel und nahm seine Lehrtätigkeit auf. Schon im Februar 1837 starb er an Typhus.
Berühmt wurde Georg Büchner durch seine literarischen Texte: das Drama "Dantons Tod" und die Erzählung "Lenz", beide 1835, das Lustspiel "Leonce und Lena" 1836, und das Dramenfragment "Woyzeck" 1837, das zum weltweit meist gespielten Stück wurde, bis heute.

Künstler-Vita: Karl Henning Seemann, geboren 1934 in der Hansestadt Wismar, lebt in Löchgau nahe Stuttgart (Stand Februar 2020). Er begann sein Kunststudium an der Ost-Berliner Akademie, wechselte 1955 in den Westen an die Hochschule Berlin-Charlottenburg. Er arbeitete als Kunsterzieher an einer Schule in Mannheim, bevor er mit dem Unterrichten an Hochschulen begann. Auf die Fachhochschulen Braunschweig (1961) und Aachen (1972) folgte die langjährige Professur an der Akademie Stuttgart (1974-97). Die humorvolle Überzeichnung von Alltagsfiguren wurde zu seinem Markenzeichen. Ihm gelang damit der "Sprung ins Lebensnahe" in der Skulptur. Vergleichbare Werke gibt es auch in anderen deutschen Städten. Das Grundthema des Künstlers ist die Dynamik als zeitliches Moment.
Weitere Werke in Gießen: Skulpturengruppe Drei Schätzer im Seltersweg; Kleinskulptur im OHM (Der Stierkämpfer); Solo-Ausstellung in der alten Kunsthalle (Kongresshalle) im September 2003, Anlass war 20 Jahre Schwätzer-Skulpturen im Seltersweg.

Die Gießener Köpfe sind ein Kunst- und Denkmalprojekt, initiiert und organisiert ab 2006 vom städtischen Kulturamt (Dezernent Dr. Reinhard Kaufmann, Leiter Dr. Friedhelm Häring). Geehrt werden wichtige Persönlichkeiten der Gießener Geschichte, mit der Fertigung der Bronzeköpfe beauftragt werden Bildhauer*innen. Der jeweilige Guss wird in Gießereien getätigt, mit denen die Künstler*innen zusammenarbeiten, sie kommen also aus verschiedenen Betrieben. Die Vorbereitung des Standorts mit Sockel und Informationstafel organisiert die Stadt. 2012 wurde der bislang letzte Kopf am Neuen Schloss enthüllt, insgesamt gibt es im Stadtraum 14 Gießener Köpfe, davon vier weibliche (Stand 2020).

Literaturhinweise:
- zur Aufstellung des Kopfes: Gießener Allgemeine Zeitung und Gießener Anzeiger 6.Juli 2006
- zum Künstler: 70. Geburtstag, Gießener Allgemeine Zeitung 13.3.2004 (ganzseitig); Kataloge: Figurenfontainen, Bietigheim-Bissingen 1984; Bildhauer und Zeichner, Stuttgart 1984
- zum Porträtierten: Kasimir Edschmid, Georg Büchner - Eine deutsche Revolution, 1966/1980; www.büchnerportal.de; Katalog zur Jubiläumsausstellung in Darmstadt 2013; Gedenken in Gießen: Büchner-Straße, Büchner-Plakette am Wohnhaus Seltersweg 46 (zu Büchners Wohnung in Gießen siehe Philipp Geiß in Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins 75/1990)

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